Im Jahr 2009 erfuhr der Altarraum der Pfarrkirche St. Magdalena eine umfassende Neugestaltung. Die mit der Neugestaltung beauftragte Künstlerin Manuela Fritz, aus dem benachbarten Rohr bei Hartberg, verfolgte den hier wiedergegebenen Entwurf
DER GESCHLAGENE FELS
„Mose hob seine Hand auf und schlug der Fels mit dem Stab zweimal. Da ging viel Wasser heraus, dass die Gemeinde trank und ihr Vieh.“
4. Mose 20,11
Der Fels steht im Mittelpunkt meines Gestaltungsvorschlages für den Altarraum der Pfarrkirche in St. Magdalena. Die Idee führt uns in die Zeit, als die Gemeinde des Alten Bundes aus der Knechtschaft in Ägypten auszog und vom Herrn selbst durch die Wüste nach Kanaan geleitet wurde. Bei dieser Wüstenwanderung spielte der Fels eine seltsame und bedeutende Rolle. Zweimal gab er dem verdurstenden Volk Wasser. Dieser Fels ist so wichtig, dass der Apostel Paulus sagt: „Sie tranken von dem geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus“.
Christus ist der Fels
In meinem Entwurf findet sich das Alte im Neuen und das Neue im Alten, und wird so eins mit der sakralen Örtlichkeit, wo sich heute wie damals die Glaubensgemeinschaft um den Felsen versammelt. Mein Gestaltungsvorschlag ist eine sensible Reaktion auf den sakralen Raum und steht mit diesem auch in einem historischen Kontext, er bietet in seiner zeitgemäßen Umsetzung eine ideale Identifizierungsmöglichkeit mit diesem Ort.
Durch die Kombination von Stein und Glas wird eine unmittelbare Raumerfahrung erlebbar gemacht, die Steine scheinen auf den transparenten Glasteilen zu schweben. Der Fels, der dem Volk Wasser gibt und den Durst stillt, dieses Wasser symbolisiert in dem von mir verwendetem Glas die Transparenz, die Leichtigkeit und die Klarheit des Glaubens.
Das Glas durchdringt den Fels, es nimmt ihm seine Schwere und verleiht ihm Leichtigkeit. Das Glas ist nicht mehr bildhaft, es lässt den Blick offen, wir sehen hindurch und erfassen den sakralen Raum optisch neu. Bei der künstlerischen Gestaltung des Altarraumes ist mir wichtig, in den Übergängen von Raum-, Sicht- und Lichtempfindungen eine lebhaft differenzierte Wirkung mit dem Umraum zu erreichen und damit die konstruktiv-skulpturalen Elementen in formalen Einklang mit dem bestehenden Raum zu bringen.
Manuela Fritz, Neugestaltung des Altarraumes, Pfarrkirche St. Magdalena am Lemberg
anhand einer Betrachtung des Lesepultes (Ambo) der Pfarrkirche St. Magdalena, verfasst während des Lockdowns aufgrund der Corona-Maßnahmen am 20. März 2020 von Pfarrer Mario Brandstätte:
Einen guten Morgen!
Bevor die Kälte in unser Land zieht (sic!), möchte ich einen Impuls anbieten. Nach einer Woche des einschneidenden Zurückziehens und vermehrten Medienkonsums versuche ich zum Thema Wort/Wörter ein paar Gedanken weiterzugeben.
In der heutigen Laudes (Morgengebet der Kirche) durfte ich beten: „Schon beim Morgengrauen komme ich und flehe; Ich warte auf dein Wort.“ (Ps 119)
Das Lesepult (Ambo) auf dem Bild steht fest auf dem Boden der Kirche. Fest und unverrückbar ragt der Sockel aus Stein empor; Wie ein rettender Fels setzt er sich vom übrigen Boden ab. In der näheren Betrachtung fällt das tief in den Stein eingegrabene Kreuz auf. In einer Schräge, nicht auf einer gemeinsamen Ebene, breiten sich die vier Kreuzesarme aus – in alle Himmelsrichtungen: Die ganze Erde ausmessend.
Aus diesem Steinkreuz erhebt sich ein transparentes Glaskreuz. In einem faszinierend grünlichen Schimmer strebt es in die Höhe. Zugleich ist es unterschiedlich tief verankert. Es ist stark genug, um zu tragen. Eine dünne Glasplatte ruht darauf und überragt mit dessen Fläche das tragende Fundament.
Wer zu diesem Pult tritt will verkünden. Das Wort Gottes aus unserem Heiligen Buch. Eigene Worte zur Ermutigung der Zuhörer. Mag sein, dass die Ablagefläche auch zum Anhalten genutzt worden ist; Ja warum nicht.
Faszinierend die stille Botschaft dieser Wort-Ortes. Was trägt und braucht ein standhaftes Fundament? Wo beginnt es in der Betrachtung zu leuchten, wenn ich mir selbst nicht im Weg stehe? Siehst du das Schimmern der grünlich leuchtenden Stele, tief im Felsen verankert?
Was an Wörtern nicht durch das Steinfundament aufgefangen wird, fällt von der breiten Auflage auf den Boden, womöglich in den Schatten.
Das Glaskreuz im Halten der Auflage wirft seinen Schatten auf den Stein. Doch nicht Dunkelheit, nein, hellstrahlendes Licht fällt reflektiert auf die/den Betrachterin/er.
Übertragen wir diese Betrachtung auf unsere wort-, bild-, nachricht,- lastige angespannte Zeit. Wie viele, auch gut gemeinte, Aussagen knallen auf den Boden des Vergessens. Welche davon werden von unseren Seelen in das Licht des Bewahrens gehoben, weil sie leuchtende Gehilfen geworden sind.
Wo bringe ich Mut auf auszusortieren oder errichte meinen eigenen Schutzwall gegen Schattenwörter?
Ich ersehne mit euch ein gutes Wochenende und eine weitere Woche des Gut-Miteinander-Umgehens.
„Schon beim Morgengrauen komme ich und flehe; Ich warte auf dein Wort."